Vom Altertum bis zur Neuzeit

Warum gibt es überhaupt die Buchhaltung?

Sich Informationen über einen längeren Zeitraum zu merken und zusätzlich große Mengen an Informationen aufzunehmen, ist ein großes Problem für das menschliche Gehirn. Diese zwei Probleme sind die Hauptursache für die Entstehung der Buchhaltung.

 

1. Buchhaltung des Altertums

Aufgrund ihrer sozialen Stellung hatten die weltlichen und geistigen Führer das Recht, von ihren Untergebenen Abgaben zu verlangen. Die Aufgabe der buchhalterischen Aufzeichnungen über die verwalteten Schätze erledigten im Altertum die Schatzmeister der Herrscher und Priester. Daher registrierten die ersten buchhalterischen Aufzeichnungen die Einnahmen und Ausgaben des Staates (Staatsbuchhaltung) und der Tempelverwaltung (Tempelbuchhaltung).

Tontafeln aus dem Jahre 3000 v. Chr. aus der Kulturzeit der Sumerer berichten über Eingänge von Schweinen, Kupfer, Edelsteinen, ...

Die Sumerer waren auch die ersten, die anfingen, feste Zahlenverhältnisse für die zu tauschenden Waren einzuführen. Vorher stellte man sich bei einem Tauschhandel Fragen wie bspw.: Wie viele Getreide ist ein Schwein wert? Hierfür wurden ein außerhalb der Tauschbeziehung liegender, übergeordneter Vergleichsmaßstab herangezogen: das Gewicht von Gold und Silber. Es konnte nun zwar der Wert eines Schweins in Gold angegeben werden, es wurde aber nicht mit Gold bezahlt, sondern weiterhin blieb es beim Naturalientausch. Mehr zum Thema Geld, gibt es hier: Sendung mit der Maus

Die Babylonier kannten schon eine regelrechte Buchführung, was durch eine drei Jahre umfassende Tempelbuchhaltung aus der Zeit 2200 v. Chr. belegt ist.

Bei den Ägyptern entwickelte sich neben der Staatsbuchhaltung auch eine Privatbuchhaltung. So existieren noch eine Reihe von Haushaltsbüchern aus der Zeit 300 v. Chr., in denen verschiedene Ausgaben für Rohstoffe, Löhne und Gehälter chronologisch und täglich aufgeschrieben sind.

Der Beitrag der Römer zur Fortentwicklung der Buchführung lag vor allem in der Einführung einer Reihe von technischen Fachausdrücken, wie "buchen", "Buchungsposten", "Umbuchungen" und "Kassabuchungen" (aus dem Lateinischen übersetzt). Auch das römische Konto entspricht dem, was wir auch heute noch verwenden. Ein weiterer Verdienst der römischen Buchhaltung lag in der Weiterentwicklung der verschiedenen Bücher (bspw. Hauptbücher, Nebenbücher, Inventarbücher, ...).

 

2. Buchhaltung des Mittelalters

Das geistige Erbe der römischen Kultur findet sich im Mittelalter in der Klosterbuchhaltung wieder. Die mittelalterlichen Klöster hatten einen großen Grundbesitz und ausgedehnte Wirtschaftsbetriebe, wodurch sie gezwungen waren, ihr Vermögen aufzuzeichnen. Daher wurden in den Klöstern buchführungskundige Schreiber ausgebildet, die nicht nur für das Kloster, sondern auch für den Staat arbeiteten. Bspw. wurde unter Karl dem Großen (795 n. Chr.) von Klosterschreibern die Staatseinnahmen und -ausgaben gesondert ausgewiesen und eine Überschussrechnung aufgestellt.

Die Buchhaltung der Klöster hatte die lateinische Schrift und die römischen Zahlen als Grundlage. In der Darstellung der Zahlen lag somit ein großes Problem!

Leonardo Fibonacci brachte sein erlerntes Wissen des arabischen Rechnens und der arabischen Art Zahlen zu schreiben, 1202 nach Hause (Italien) und förderte durch seine Schrift "Liber Abaci" die Verbreitung der indisch-arabischen Ziffern.

Die Weiterentwicklung der Buchführung vollzog sich vor allem in den Ländern, die ausgedehnte Wirtschafts- und Handelsbeziehungen pflegten. Dies war vor allem in Italien der Fall, da sie einen umfangreichen See- und Landhandel betrieben. Bedeutende Handelszentren waren Florenz und Genua, in ihnen wurde das System der doppelten Buchführung deutlich vorangebracht.

Zwischen 1340 und 1430 vollziehen sich große Neuerungen in der Buchhaltung. Wie bspw. die Einführung von Sachkonten (vorher nur Personenkonten), die doppelte Buchführung (erste Belege aus dem Jahre 1340 in Handelsbüchern der Stadtverwaltung von Genua), die Einführung des Kapitalkontos (1395), Gewinn- und Verlustkonto (1430). Der wichtigste Schritt bei der Einführung der doppelten Buchhaltung (Doppik) war jedoch sicherlich die Gegenbuchung und die Einführung von Kapital- und Erfolgskonto.

Ende des 15. Jahrhunderts, also zurzeit des Übergangs vom Mittelalter zur Neuzeit, kam die Bezeichnung "Buchhalter" auf und daraus entstand fast gleichzeitig das Wort "Buchhaltung".

Begünstigt durch den Buchdruck von Gutenberg breitete sich das System der doppelten Buchführung rasch aus und im 16. Jh. wurden die deutschen Handelsbücher fast alle in der italienischen Buchführung geführt.

Die Leistungen des Mittelalters waren also zusammengefasst:

  • Die Übernahme des arabischen Ziffernsystems mit der gleichzeitigen Abschaffung der römischen Ziffern
  • Unterteilung der Konten nach Personen- und Sachkonten
  • Entwicklung der doppelten Buchführung
  • Einführung des Kapital- und Erfolgskontos

 

3. Buchhaltung der Neuzeit

Während der Neuzeit begannen die Kaufleute vor allem die Arbeitstechniken zu verbessern. Das Gedankengebäude der Buchhaltung war bereits am Ende des Mittelalters entwickelt, nun musste auf Grund mehrerer Faktoren die Buchhaltung unter ökonomischen Gesichtspunkten vorangetrieben werden. Gründe waren:

  1. durch die Entdeckung der Neuen Welt durch Christoph Kolumbus 1492 und die daraus verstärkte Zunahme von Handelsbeziehungen erforderten umfangreichere Aufzeichnungen
  2. durch die Wissenschaft wurden die Produktionstechniken wesentlich verbessert, was größere Mengen und mehr Vermögen bedeutete
  3. die Erfindung des Buchdrucks 1445 bedeutete mehr Schriftverkehr

Gerätegestützte Buchhaltung

Somit brachte die Neuzeit lediglich einen Wandel in den Arbeitsmethoden mit sich, wogegen sich das Prinzip der Buchführung bis heute nicht mehr geändert hat. Hier eine chronologische Auflistung der Erfindungen bis zur computergestützten Buchführung von heute:

  • 1867: Erfindung der Schreibmaschine, der Rechenmaschine und deren Vereinigung (schreibende Rechenmaschine bzw. rechnende Schreibmaschine)
  • 1880: das Lochkartenverfahren wurde erfunden
  • 1941: Conrad Zuse entwickelte die Grundlage der Computertechnik
  • seit 1951 existiert die Computerbuchhaltung

 

(siehe auch ausführlicher bei Schiller: Didaktik des Rechnungswesens, Winklers: 1998)